Warum gibt es den bh nicht in meiner grösse?

12 Nov 2020 10:18 AM
Annica Svensson

Manchmal werden wir gefragt, warum einige unserer BHs nicht in bestimmten Größen gefertigt werden. Hier erfahren Sie, warum nicht immer alle Größen produziert werden und was das Angebot beeinflusst.


Wenn man den perfekten BH gefunden hat, der einem rundum gut gefällt, ist man natürlich enttäuscht, wenn er nicht in der eigenen Größe erhältlich ist. Dafür haben wir, genau wie andere Hersteller und Händler, volles Verständnis. Nicht selten werden wir gefragt, ob wir einen BH in einer bestimmten Größe anfertigen können. Es gibt viele Gründe, die den Ausschlag dafür geben, welche Größen angeboten werden, sowohl auf Sortiment- als auch auf Produktebene.

BRODERIE ANGLAISE ist von B bis I-Körbchen in den Größen 80–110 erhältlich.


Ein einziger bh benötigt enorm viel lagerplatz


Ein BH ist aufgrund des doppelten Größensystems aus Körbchengröße und Unterbrustumfang in sehr vielen Größen erhältlich. Bei der Herstellung eines T-Shirts in einer breiten Größenspanne von XXS–XXXXL ist der Artikel in 9 Größen erhältlich. Aus diesem Grund lässt er sich einfach in allen Größen fertigen, hantieren und lagern.


Würde man jedoch einen BH in entsprechend breiter Größenspanne fertigen, d. h. von einer sehr kleinen bis zu einer sehr großen Größe, z. B. 65–125 mit Körbchengrößen von AA–K, kommt man auf 156 Größen, und das nur für eine Farbe! Ganz plötzlich werden an Lagerhaltung, Planung und Administration ganz andere Anforderungen gestellt.


„Lovely Lace ist in bis zu 630 unterschiedlichen Größen- und Farbvarianten erhältlich“

Bild aus unserem Lager. Auf dem Bild ist das Lagerfach 140 zu sehen, ein Lagerfach kann maximal eine Größe enthalten. Allein LOVELY LACE ohne Bügel kann 630 Lagerfächer benötigen, d. h., 4-mal so viel Platz, wie auf diesem Bild zu sehen ist.


Unser beliebter Bestseller, der LOVELY LACE BH ohne Bügel, ist in 63 Größen in bis zu jeweils 10 Farben erhältlich. Das bedeutet, dass allein für LOVELY LACE 630 Lagerplätze benötigt werden. Wenn so viele Varianten eines Artikels hantiert werden, müssen Materialeinkauf und Produktion genau geplant werden, außerdem muss man einschätzen, von welchen Größen mehr bzw. weniger verkauft werden.


Wenn Sie Ihren BH in einem physischen Geschäft kaufen, hat dies sowohl im Geschäft als auch im Lager nur begrenzt Platz. Daher müssen Geschäfte häufig das Sortiment an BH-Modellen begrenzen.

LOVELY LACE ist in bis zu 10 Farben mit jeweils bis zu 63 Größen erhältlich. Ein herrlich bequemer Komfort-BH, der bis zu H-Körbchen fantastischen Halt bietet, dessen Konstruktion mit elastischer Spitze und bügelfreien, nicht-wattierten Schalen für beispielsweise J-Körbchen jedoch nicht genug Halt bietet.


Ein Hersteller oder Händler will nicht riskieren, auf einem Lager mit nicht-verkauften Artikeln sitzen zu bleiben, wenn es so viele verschiedene Varianten gibt. Es gibt einen Grund, warum die Größenspanne so ist wie sie ist. Wenn von einer bestimmten Größe nur sehr wenig verkauft wird, wird sie im Sortiment der nächsten Saison meist nicht mehr angeboten. Oder die Größen werden von Anfang an gar nicht produziert, da man aus Erfahrung weiß, dass sie sich ganz einfach nicht ausreichend verkaufen, um den enormen Aufwand zu rechtfertigen, der hinter jeder Größe liegt.


Online-Shops mögen zwar unbegrenzt viel Platz auf der Website haben, aber auch diese brauchen irgendwo ein physisches Lager. Händler haben entweder ein eigenes Lager oder sie geben die Bestellungen an den BH-Hersteller, z. B. an uns, weiter, der den Artikel dann direkt an den Verbraucher schickt. Dieses so genannte Drop-Shipping ist mittlerweile durchaus gängig. Aber unabhängig davon, von wo ein Artikel verschickt wird, es muss irgendwo ein physisches Lager geben. Und bei BHs werden hierbei aufgrund der vielen Größen besondere Anforderungen gestellt. Für ein so kleines Produkt, das nicht viel Platz braucht, ist dennoch eine enorme Lagerfläche erforderlich.


Warum ist es so kompliziert, einen bh zu fertigen?


Bei einem BH ist nicht nur die Lagerhaltung kompliziert, sondern auch die Fertigung. Es heißt, je kleiner ein Kleidungsstück desto schwieriger ist die Herstellung, und trifft auf BHs voll und ganz zu. Um wieder das T-Shirt als Vergleich heranzuziehen – es besteht aus insgesamt fünf Teilen, die zusammen genäht werden müssen, und es werden nur zwei verschiedene Materialien benötigt, T-Shirt-Stoff und das Material für den Halsausschnitt, und dann einige wenige, meist gerade, lange Nähte.

Ein BH besteht aus vielen unterschiedlichen, kleinen Teilen mit komplizierten Formen und ist wesentlich schwieriger zu nähen als ein T-Shirt.


Ein BH hingegen besteht aus 20–35 Teilen, je nachdem, um welches Modell es sich handelt und welchen Schnitt das Modell hat. Unabhängig vom Modell wird ein BH immer aus unterschiedlichen Materialien gefertigt. Selbst die allereinfachsten Modelle bestehen zumindest aus jeweils einem Material für die Schalen, die Träger, den Rücken, das Unterbrustband sowie Hakenverschluss und Verstellringen für die Träger. Dann können Futter und Wattierung hinzukommen. Nicht selten werden Schalen mit Nähten aus zwei Materialien, wie z. B. Stoff und Spitze, gefertigt.


„Die Fertigung eines BHs ist Präzisionsarbeit“


Bei der Herstellung kommen mehrere unterschiedliche Maschinen zum Einsatz, Einnadel-Nähmaschine für gerade Nähte, Zweinadel-Nähmaschine für gerade Nähte, Overlock, Zickzack, 3-Stich-Zickzack, Biesen etc. Die Materialien eines BHs sind zart und empfindlich, vor allem Spitze und Stickereien müssen vorsichtig gehandhabt werden. Aufgrund der kurzen Nähte, die mit zahlreichen Unterbrechungen genäht werden müssen, sind ca. 60 Arbeitsschritte erforderlich, um sämtliche Teile eines BHs zusammenzusetzen, was die Fertigung eines BHs enorm zeitintensiv macht. Er wird dadurch im Vergleich zu vielen anderen Kleidungsstücken relativ teuer, wenn man die Produktionskosten rechnet. In der Produktion arbeiten ca. zehn Näherinnen zusammen, um einen BH zu nähen.


Bei so vielen Varianten müssen Produktionsplanung, Materialeinkauf, Schnitt-Skizzen, Zuschneiden, Verpackung und Etiketten genau geplant werden. Bei der Produktionsplanung werden nicht nur die fünf Exemplare genäht, die im Lager fehlen, sondern mehrere.

BH-Teile für Cotton Dots, bevor sie in der Produktion zusammengenäht werden. Sie werden nach Größe gebündelt. Es ist eine genaue Planung erforderlich, um die korrekte Anzahl zu fertigen, wenn Größen komplettiert werden müssen, von denen nur noch wenige auf Lager sind. Man näht nicht nur die fünf Exemplare, die im Lager fehlen.


Enorme vorarbeit vor der produktion


Der größte Arbeitsaufwand beim Ausarbeiten der Größen ist vor der eigentlichen Produktion eines BHs erforderlich. Die Schnittkonstruktion eines BHs und dessen Größengraduierung sind ungeheuer kompliziert, d. h., das Anpassen des BH-Schnittes an eine größere bzw. kleinere Größe, damit die Passform unabhängig von der Größe immer gleich gut ist. Bei einem locker sitzenden Kleidungsstück wie einem T-Shirt kann eine automatische Graduierung der Schnittmusterteile in einem Computerprogramm ausgeführt werden, das funktioniert bei einem BH leider nicht, zumindest dann nicht, wenn man, wie wir bei Miss Mary, bei Passform und Qualität keine Abstriche macht.

Beim Erstellen der Schnittmusterteile eines BHs ist viel manuelle Arbeit erforderlich. Jede zusätzliche Größe bedeutet viele weitere Stunden an Vorarbeit.


Allein für LOVELY LACE mit seinen 63 Größen bedeutet dies, dass unsere Schnittmusterkonstrukteurinnen jedes Schnittmusterteil von Hand 63-mal vergrößert bzw. verkleinert haben. Da jeder BH aus 22 Teilen besteht, bedeutet dies schon bei einer Größe eine Menge Arbeit.


Bei Miss Mary testen wir alle Größen an Frauen, die die Musterstücke tragen, um zu sehen, ob die Größe gut sitzt. Dieser Prozess ist enorm zeitintensiv und dauert lange, da hierbei die Größe mehrmals angepasst und geändert werden muss.


Die bedeutung des verwendeten materials

Viele Materialien, wie beispielsweise Spitze, die für Unterwäsche verwendet werden, sind empfindlich und halten nur bedingt viel aus. Qualitätsmarken stellen nur die Größen her, die das Material auch hergibt, und es muss die Beanspruchung mit einkalkuliert werden, der ein BH ausgesetzt ist.


Ein weiterer Faktor, der die Anzahl der Größen beeinflusst, ist die Kombination aus Material und Konstruktion. Eine große Büste benötigt stabileren Halt als eine kleine, was bedeutet, dass ein A-Körbchen nicht auf die gleiche Art konstruiert werden muss wie eine größere Schale. In der Praxis benötigt ein BH mit A-Körbchen nicht das gleiche, feste Material oder breite Träger. Hat man eine kleine Büste, kann man zwischen zarten, bügellosen Modellen aus weicher und durchsichtiger Spitze wählen, etwas, das Frauen mit großer Büste häufig nicht können, da diese Modelle ganz einfach nicht genug Halt bieten.


„Stabile Modelle, die so konstruiert sind, dass sie guten Halt bieten, werden von Frauen mit A-Körbchen nur selten gewählt“
Stabile Modelle, die so konstruiert sind, dass sie guten Halt bieten, werden von Frauen mit A-Körbchen nur selten gewählt. Zarte Modelle mit schmalen Trägern hingegen werden häufiger in kleineren Größen verkauft als in großen, da Frauen mit großer Büste, das gilt zumindest für unsere Kundinnen, häufig breite, wattierte Komfortträger wählen, die die Schultern entlasten.

Breite wattierte Träger werden häufiger von Frauen mit schwererer Büste gewählt als von Frauen, die eine kleinere Körbchengröße tragen. Auf dem Bild ist der Soft-BH DIAMOND zu sehen


Heute stellt praktisch kein kommerzieller BH-Hersteller seine eigene Spitze her, da die fertigen Stücke dadurch ungeheuer teuer würden. Spitzen, die für Unterwäsche verwendet werden, werden als Meterware hergestellt, haben aber nicht die gleiche Breite wie z. B. ein Spitzenstoff, der für Gardinen verwendet wird und 3 m breit sein kann. Stattdessen wird Unterwäschespitze in langen Spitzenbändern gewebt, die meist 20–30 cm breit sind, da man die wellenförmigen Kanten der Spitze ausnutzen will. Häufig wird diese für die attraktive Spitzenkante der Schalen verwendet.

Für die Schalen werden die wellenförmigen Kanten der Spitze verwendet. Auf dem Bild ist der Bügel-BH FLORA zu sehen.


Es wird genau geplant, wo auf der Spitze die Schnittmusterteile platziert werden, damit das Spitzenmuster bei allen Größen gleich gut aussieht. Das Aussehen eines A-Körbchen oder eines F-Körbchen kann sich daher stark unterscheiden, da das Spitzenmuster, das auf einer großen Schale zu sehen ist, auf einer kleinen Schale keinen Platz hat. Manchmal möchte man als Designer nur einen kleinen Ausschnitt eines Materials zeigen, z. B. ein Mesh-Material mit gestickter, floraler Kante. Auf einer kleinen Schale nimmt das Muster eventuell den gesamten oberen Bereich ein, während das Blumenmuster bei einer großen Schale nur einen kleinen Teil abdeckt. Diese zarten Spitzen sind empfindlich, und dies wird bei der Planung der Größenspanne berücksichtigt. Eine große Größe stellt höhere Anforderungen daran, dass das Material der Büste stabilen Halt verleiht.


Ein Beispiel für ein BH-Modell, das physische Begrenzungen hat, ist ein T-Shirt BH mit geformten Schalen. Es ist schwierig, geformte Schalen in größeren Größen als H zu produzieren, ohne dass die Schalen zu flach werden. Dies liegt daran, dass ein Stück Stoff aufgrund seiner Materialeigenschaften nur bis zu einem bestimmten Punkt gedehnt/geformt werden kann. Bei sehr großen Brüsten empfehlen wir daher genähte Schalen, da diese optimalen Halt bieten. Eine Schale mit Nähten verleiht jeder Büste Halt, insbesondere jedoch einer großen Büste. Bei einem BH mit tiefen Schalen liegt die Mitte des BHs zwischen den Brüsten eng am Körper an, was Ihrer Büste einen besseren Halt verleiht.

Es ist schwierig, geformte Schalen wie hier bei dem Modell STAY FRESH, das bis Körbchengröße G erhältlich ist, in sehr großen Körbchengrößen herzustellen, da das Material nur bedingt gedehnt werden kann, ohne Stabilität und Passform zu verlieren. Bei diesem BH sind die Schalen zudem aus nicht-wattiertem, elastischem Material gefertigt, das z. B. für ein J-Körbchen ungeeignet ist.


Das angebot wird von der nachfrage gesteuert


Letztendlich geht es darum, welche Größen am häufigsten verlangt werden. Wenn man sich Statistik und Untersuchungen anschaut, ist die gebräuchlichste Größe bei europäischen Frauen heute 85D. Dies stimmt auch mit den Zahlen unseres eigenen Verkaufs überein. Wir verkaufen am meisten BHs mit C-, D- und E-Körbchen. Wir versuchen, sowohl größere als auch kleinere Größen anzubieten und haben eine so breite Spanne wie dies für uns möglich ist. In unserem Sortiment bieten wir derzeit die Größen 70–125 und A–J-Körbchen an, aber keines unserer Modelle ist in allen Größen erhältlich. Die größte Größe, die wir führen ist J-Körbchen, aber da gerade das J-Körbchen so selten von unseren Kundinnen verlangt wird, haben wir entschieden, nur ein Modell in dieser Körbchengröße anzubieten. Dann haben wir einige Modelle in I-Körbchen. Obwohl wir in diesen Größen nur wenige Modelle verkaufen, versuchen wir dennoch, einige BHs in diesen Körbchengrößen in unserem Sortiment zu haben.


„Die gebräuchlichste Größe bei europäischen Frauen ist 85D“


Früher boten wir A-Körbchen in unserem Sortiment für alle Modelle an, aber wir haben so wenige davon verkauft, dass wir sie aus dem Sortiment genommen haben. Als wir vor einigen Jahren unsere Visionary-Kollektion entwarfen, die zartere Modelle enthält, führten wir das A-Körbchen nach einigen Jahren wieder in unserem Sortiment ein. Die meisten unserer Bestseller wie LOVELY LACE, COTTON DOTS und BRODERIE ANGLAISE waren früher ab Unterbrustweite 75 erhältlich, diese Größe wurde jedoch aus dem Sortiment genommen, da sie sich nicht ausreichend verkaufte. Mittlerweile sind sie ab Größe 80 und aufwärts erhältlich.

Mit den zarteren Visionary-Modellen führten wir das A-Körbchen nach langer Unterbrechung wieder in unserem Sortiment ein.


Als Hersteller liegt uns viel am engen Dialog mit denen, die unsere Produkte tragen oder tragen möchten. Wir freuen uns über Feedback und möchten gerne wissen, was in unserem Sortiment fehlt, also teilen Sie uns bitte weiterhin mit, was Sie in unserem Sortiment sehen möchten, denn letztendlich ist es die Nachfrage, die das Angebot bestimmt. Es ist schon mehrfach vorgekommen, dass wir das Sortiment aufgrund der Anfragen erweitert haben, dies ist aber nicht immer möglich, sondern davon abhängig, um welches Modell es sich handelt. Beispielsweise haben wir bei mehreren Artikeln der Visionary-Kollektion die Spanne bei den Unterbrustbandgrößen erweitert, als diese in größeren Unterbrustweiten verlangt wurden. Wenn man nur wenige Stücke einer bestimmten Größe verkauft, lohnt es sich leider nicht, die Arbeit zu investieren, die zur Herstellung weiterer Größen erforderlich ist.

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